Für die Landwirtschaft gilt ebenso wie für die Nahrungsmittelindustrie: Die Demokratische Republik Kongo verfügt über großes Potenzial, dieses wird bislang aber kaum ausgeschöpft. Noch mehr als die anderen Länder der Region ist die Demokratische Republik Kongo auf Nahrungsmittelimporte angewiesen. Wer in die Regale der Supermärkte blickt, der findet nur wenige einheimische Produkte. Etwa 1,5 Mrd. US$ muss das arme Land jedes Jahr für Nahrungsmittel aufwenden. Der Lebensmittelanbau erfolgt bislang überwiegend auf Subsistenzniveau, ist weitestgehend nicht maschinell und ineffizient.
Für Geberorganisationen stellt die Entwicklung der Nahrungsmittelproduktion daher eine der Kernaufgaben dar. Eine Reihe von Geberprojekten setzt bei der Versorgung der Bauern mit Saatgut, Dünger und Landtechnik an. Der Staat versucht zusammen mit den Gebern Leuchtturmprojekte zu starten, die weitere private Investitionen nach sich ziehen sollen. So wurde in Kinshasa ein Großmarkt nach dem Vorbild von Rungis in Paris errichtet. Dort sollen die Farmer ihre Produkte verkaufen können. Ein ähnlicher Markt wurde kürzlich unter anderem mit deutschen Hilfsgeldern in Goma fertig gestellt. Darüber hinaus entstehen Agroindustrieparks. Zu den Pilotprojekten zählt das 200 km von Kinshasa entfernte Bukanga Lonzo, das seit 2014 von Bauern der südafrikanischen Africom bewirtschaftet wird. Dort sollen auf 80.000 ha unter anderem Mais und Bohnen Agrarwirtschaft/Nahrungsmittel Verarbeitung für den lokalen Markt angebaut werden. Die Voraussetzungen für die Nahrungsmittelproduktion sind gut: Das Land verfügt über riesige Flächen mit fruchtbaren Böden, die zudem leicht bewässert werden können. Wasser ist im Überfluss vorhanden. Hinzu kommt ein vergleichsweise preissensibler und zudem großer Binnenmarkt von über 80 Millionen Einwohnern. Speziell rund um die Hauptstadt Kinshasa und in der Bergbauregion Katanga existiert hohe Kaufkraft. Sowohl in Kinshasa als auch in Lubumbashi wird in moderne Supermärkte für die wohlhabenden Bewohner investiert.
Dem gegenüber stehen strukturelle Probleme: Während der langen Periode politischer Instabilität bis 2006 ist auch die landwirtschaftliche Produktion deutlich gesunken. Davon hat sie sich bis heute nicht erholt. Langfristige Planungssicherheit für Investitionen in der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelindustrie besteht nach wie vor nicht. Daneben ist die marode Infrastruktur ein Investitionshindernis. Während es der Nahrungsmittelindustrie vor allem an günstigem und zuverlässig fließendem Strom mangelt, leidet die Landwirtschaft unter fehlenden Transportwegen. Das Gemüse muss schnell zum Markt in Kinshasa und anderen Städten gelangen, damit es frisch verkauft werden kann. Bis die ehemals recht gut funktionierende Transportinfrastruktur jedoch wieder einigermaßen funktioniert, dürften Jahre vergehen.
Quelle gesamter Text:
Neue Märkte - Neue Chancen | Ein Wegweiser für deutsche Unternehmer | Herausgegeben von Germany Trade & Invest, Deutsche Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika und Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH